BARF – Biologisch Artgerechtes Rohes Futter

Die Abkürzung BARF steht im deutschsprachigen Raum für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“. Ursprünglich von einigen wenigen Hundehaltern als exotische Fütterungsvariante praktiziert, hat sich BARF mittlerweile zu einem Trend und einer durchaus gängigen Fütterungsform etabliert. Fast jeder Hundehalter hat schon einmal von BARF gehört.

BARF – Was ist das?

Der Begriff BARF wurde erstmals von der Kanadierin Debbie Tripp für Hundehalter verwendet, die ihre Hunde mit rohen Zutaten füttern. Sie verwendete die Abkürzung BARF für „Born-Again Raw Feeders“ (wiedergeborene Rohfütterer). Die Bedeutung des Begriffs wandelte sich im Laufe der Zeit zu „Bones And Raw Foods“ (Knochen und Rohfütterung). 1993 veröffentlichte der australische Tierarzt Ian Billinghurst das Buch „Give Your Dog A Bone“ und prägte für den Begriff BARF den Ausdruck „Biologically appropriate raw food“. Swanie Simon machte das Thema in Deutschland populär und etablierte in den 90er Jahren erstmals die heute verbreitete Übersetzung, so dass das Akronym im deutschsprachigen Raum für “Biologisch Artgerechtes Rohes Futter” steht.

BARF als Rohfütterung unterscheidet sich von anderen Konzepten, bei denen (überwiegend) rohe Zutaten verwendet werden, dadurch, dass die Rationsgestaltung bestimmten Regeln folgt. Es wird also nicht einfach irgendwie roh gefüttert, sondern es wird eine Art Bauplan für die Ration befolgt: Das Beuteprinzip. Diese Regeln ergeben sich im Grunde aus dem „A“ in BARF, denn artgerecht bedeutet nichts anderes als die Orientierung an der ursprünglichen Lebensweise einer Tierart. Da man heute nicht mehr genau nachvollziehen kann, wie sich die ersten Hunde zum Zeitpunkt der Domestikation ernährt haben, dient im Falle des Hundes die Ernährung seines direkten Vorfahren, des Wolfes, als Vorbild. Und da Wölfe Beutetiere mit Haut und Haaren fressen, folgt die Zusammensetzung einer BARF-Ration der eines Beutetieres und berücksichtigt auch andere Komponenten, die ein Wolf zu sich nimmt. Wölfe fressen als sogenannte fakultative Karnivoren nicht nur Beutetiere, sondern auch Kräuter, Beeren und Kot von Pflanzenfressern. Deswegen werden im Kot von Wölfen regelmäßig auch derartige Bestandteile gefunden. Weil die Wolfsnahrung eben nicht zu 100 % aus Fleisch zusammengesetzt ist, besteht eine BARF-Ration zu einem gewissen Teil, nämlich zu 20-30 % aus pflanzlichen Zutaten und zum Rest, also zu 70-80 %, aus tierischen Zutaten. Letztere  werden nochmals unterteilt in 50 % durchwachsenes Muskelfleisch, 15 % Innereien, 15 % rohe, fleischige Knochen und ggf. 20 % Pansen.

Das orientiert sich am Aufbau eines typischen Beutetiers wie etwa einem Reh. Weil mit dieser Aufteilung ein Beutetier nicht perfekt nachgeahmt werden kann und Fleisch aus heutigen Haltungsbedingungen nicht die gleiche Qualität aufweist wie das, was freilebende Tiere in der Natur vorfinden, wird die Ration mit einigen wenigen Zusätzen ergänzt, um gewisse Nährstoffdefizite auszugleichen. Wichtig ist hier insbesondere eine Ergänzung mit jodhaltigen Seealgen, weil bei B.A.R.F. eben nicht das ganze Beutetier gefüttert wird und somit die Hauptjodquelle, nämlich die Schilddrüse des Beutetiers, nicht mit im Napf landet. Außerdem muss in der Regel etwas Lebertran ergänzt werden, um die Vitamin-D-Zufuhr des Hundes sicherzustellen.

Eine Tagesration für einen 30 kg schweren Hund sieht dann beispielsweise folgendermaßen aus:

200 g Rindfleisch
100 g Rinderpansen
70 g Rinderleber
70 g Lammrippe
40 g Schmalz
120 g Banane
1 Eigelb
1 TL Fischöl
½ TL Lebertran
¼ TL Seealgen

Um eine ausreichende Nährstoffversorgung zu gewährleisten, wird die Rezeptur regelmäßig durch den Austausch von Futterkomponenten variiert. Damit wird die abwechslungsreiche Ernährung in der Natur nachgeahmt, denn Wölfe konzentrieren sich selten auf ein einziges Beutetier und fressen auch nicht immer die gleichen Bestandteile.

Nun mag man sich die Frage stellen, warum ein Tierhalter den Aufwand betreiben und ein Beutetier „nachbauen“ sollte, wenn es doch so einfach ist, im Supermarkt einen Sack Trockenfutter zu kaufen. Natürlich kann man nicht leugnen, dass das wesentlich unkomplizierter wäre.

Aber BARF hat einige Vorteile gegenüber Fertigfutter, weshalb manch ein Hundehalter keine Mühen scheut, um seinen Hund in den Genuss dieser Vorzüge zu bringen. So erwartet den Hund laut einer Untersuchung der belgischer Wissenschaftler Gerard Lippert und Bruno Sapy statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung, wenn Frisches im Napf landet, statt Fertignahrung.

Der Tierhalter selbst muss sich nicht mit verwirrenden Futtermitteldeklarationen herumschlagen und darüber nachdenken, was sich wohl hinter dem Begriff „Fleischmehl“ verbergen könnte.

Bei BARF werden auch keine gesundheitsschädlichen Zusatzstoffe wie synthetische Vitamine oder krebserregende Antioxidantien eingesetzt, die leider in manchen Fertigfuttersorten zu finden sind.

Außerdem kann verschiedenen Untersuchungen zufolge das Risiko fütterungsbedingter Krankheiten wie etwa Zahnstein oder Magendrehungen sinken, wenn wie bei BARF üblich, kohlenhydratarm gefüttert wird. Auch Haut- und Gelenkerkrankungen sollen Studien zufolge durch Frischfütterung weniger wahrscheinlich sein.

Und die Fütterung ist sehr individuell: Im Zeitalter zunehmender Allergien verträgt ein Hund vielleicht die eine oder andere Fleischsorte nicht – bei BARF kann man diese ganz einfach weglassen. Hingegen ist es oft schwierig, ein passendes Fertigfutter für einen Allergiker zu finden.

Was den Halter ebenfalls freut, ist die verminderte Kotmenge. Dadurch, dass bei BARF keine „Füllstoffe“ im Napf landen, werden die Häufchen kleiner.

Und zu guter Letzt beschert diese Fütterungsart dem Hund auch noch zusätzliche Freude und befriedigt sein Kaubedürfnis in höherem Maße.

BARF ist natürlich nicht der heilige Gral der Hundeernährung und selbstverständlich weist auch diese Fütterungsart gewisse Nachteile auf.

So ist der höhere Zeitaufwand bei BARF nicht von der Hand zu weisen. Sicherlich ist die Fütterung aus dem Trockenfuttersack schneller erledigt als bei einer selbst zusammengestellten Ration. Außerdem erfordert BARF einen wesentlich höheren Platzbedarf. Die Zutaten müssen irgendwo gelagert werden und weil rohes Fleisch bekanntermaßen schnell verdirbt, muss eine Kühltruhe zur Verfügung stehen. Außerdem muss ein Tierhalter, der sein Tier barfen möchte, sich wesentlich intensiver mit der Fütterung befassen als im Falle von Industriefutter. Man kann nicht einfach Hackfleisch im Supermarkt kaufen, das in den Napf geben und davon ausgehen, dass der Hund damit gut versorgt ist. Es ist wichtig, einen ausgewogenen Futterplan zu erstellen. Dabei helfen Ihnen unsere BARF-Rechner, insbesondere die Premium-Versionen, die mit wenigen Klicks einen vollständigen Futterplan berechnen.

Neben diesen praktischen Nachteilen birgt die Rohfütterung auch einige Risiken hinsichtlich der Nährstoffversorgung und auch der Belastung mit Krankheitserregern. Häufig werden in diesem Zusammenhang Salmonellen oder Würmer genannt. Bei näherer Betrachtung relativieren sich diese Risiken jedoch. Fragt man z.B. beim Robert-Koch-Institut nach, so erfährt man, dass die Ansteckung eines Menschen mit Salmonellen durch einen Hund nur theoretisch von Bedeutung ist, praktisch aber nicht dokumentiert wurde. Die Ansteckung würde entweder über den Kot des Tieres oder über das rohe Fleisch selbst erfolgen. Jeder vernünftige Tierhalter wäscht sich aber die Hände, nachdem er einen Kothaufen weggeräumt oder rohes Fleisch mit bloßen Händen angefasst hat. Damit scheint das Risiko erfolgreich minimiert. Ähnlich verhält es sich mit Würmern: Sie überleben ein einwöchiges Einfrieren bei mindestens -17°C nicht. Wer also, wie viele Barfer, gefrorenes Fleisch verfüttert, braucht sich um solche Parasiten keine Sorgen zu machen.

Im Hinblick auf die Nährstoffversorgung wird die BARF-Fütterung häufig kritisiert. Diese Bedenken sind jedoch unbegründet, wenn die Regeln der artgerechten Rohfütterung eingehalten werden. Ein Nährstoffmangel ist dann unwahrscheinlich, da diese Fütterung am ehesten den Bedürfnissen eines Beutefressers entspricht. Unter Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten in der Natur kann der Nährstoffbedarf des Hundes gedeckt werden, da er sich wie alle anderen Raubtiere ernährt. Das Verdauungssystem von Hund und Wolf ist nahezu identisch, und obwohl einige Hunde mehr Gene für die Verdauung von Kohlenhydraten besitzen, sind sie dennoch darauf ausgerichtet, sich hauptsächlich von Beutetieren zu ernähren. Denn am rundsätzlichen Bedarf der Tiere hat sich nicht viel geändert, auch wenn ein Wolf, der nicht in Gefangenschaft lebt, sicherlich größere Futtermengen benötigt als ein Hund, der ein beschauliches Leben auf dem Sofa führt. Man darf hierbei nicht vergessen, dass Hunde Jahrtausende lang mit Futter ernährt wurden, welches nicht von Wissenschaftlern entwickelt oder nach bestimmten Plänen zusammengestellt wurde. Das ist in einigen Teilen der Welt heute noch immer so, denn Fertigfutter ist nicht in jeder Region so stark verbreitet wie man es in Mittel- und Westeuropa heute kennt. Wenn selbst zusammengestelltes Futter grundsätzlich nicht bedarfsdeckend wäre, ohne dass man eine ganze Reihe von synthetischen Zusätzen füttert, wären Hunde längst ausgestorben. Ganz offensichtlich sind sie das aber nicht der Fall.

Wer sein Tier barfen möchte, sollte sich zunächst genau über die BARF-Regeln informieren. Dazu stehen entsprechende Bücher zur Verfügung, auch im Internet finden sich zahlreiche Info-Seiten (z. B. www.der-barf-blog.de), mit Hilfe derer jeder Tierhalter selbst einen Futterplan erstellen kann. Alternativ kann ein Plan bei einem Ernährungsberater beauftragt werden. Nachdem die theoretische Basis geschaffen ist, werden einige Utensilien benötigt. Neben dem üblichen Futternapf benötigt der Barfer eine Tiefkühltruhe, einen Mixer oder Pürierstab, Frischhaltedosen, eine Küchenwaage sowie ein scharfes Messer und ein Schneidebrett. Außerdem müssen die Zutaten besorgt werden. Mittlerweile gibt es sowohl im stationären Handel als auch im Internet zahlreiche BARF-Shops, in denen man von Hähnchenfleisch über Lammrippen bis hin zu Rinderpansen alles kaufen kann, was das Barfer-Herz begehrt. Einige Zutaten sind auch im Lebensmittelhandel erhältlich. In den Regalen der großen Supermärkte findet man Hühnermägen, Hühnerleber, Hühnerrücken oder -flügel sowie Gänseschmalz zu günstigen Preisen, so dass die Fütterung über einen gewissen Zeitraum auch damit gestaltet werden kann.

Die Fütterung selbst ist ebenfalls nicht so kompliziert und zeitaufwendig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Anfangs ist man sicherlich übermannt von all den Informationen und je mehr man liest, desto undurchsichtiger und vor allem aufwändiger scheint BARF zu sein. Aber diese anfängliche Unsicherheit legt sich mit der Zeit und später fragt man sich, was eigentlich das Problem war.

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Fütterungsplan umzusetzen und die für die Fütterung wichtigen Komponenten angemessen zu verteilen. Bei BARF ist es nicht wichtig, dass jede Komponente bei jeder Mahlzeit im Napf landet. Es spielt keine Rolle, ob täglich Innereien oder bestimmte Zusatzstoffe gefüttert werden oder ob die benötigte Menge auf drei oder vier Tage pro Woche verteilt wird. Die Hauptsache ist, dass das richtige Verhältnis über einen Zeitraum von einer oder zwei Wochen eingehalten wird und dass die Zusätze in der richtigen Dosierung verabreicht werden.

Man halt verschiedene Möglichkeiten, die tägliche Fütterung zu gestalten. Es gibt beispielsweise das s. g. Komplettfutter, was mit unseren Premium-Versionen des BARF-Rechners berechnet werden kann. Dabei werden große Mengen einer Mischung, z. B. 5 oder 10 kg auf einmal, in einem Eimer vermischt und in Tagesportionen eingefroren. So gestaltet sich die tägliche Futtergabe sehr unkompliziert, weil lediglich eine Portion aufgetaut und in den Napf gegeben werden muss. Außerdem können alle notwendigen Zutaten natürlich auch gemäß eines sog. Wochenplans verfüttert werden. Hierbei erfolgt die Gabe der Hauptkomponenten, also Muskelfleisch, Pansen, Innereien und Knochen über den Zeitraum einer Woche. Die Verteilung kann dann so angepasst werden, wie der Hund sie am besten verträgt und wie es für den Besitzer am unkompliziertesten ist. Um bezüglich der korrekten Aufteilung der Komponenten keine Fehler zu machen, ist es hierbei eine Hilfe, die Grundzutaten gleich im richtigen Verhältnis (siehe oben) zu kaufen: Wer 50 % Muskelfleisch, 20 % Pansen, 15 % Innereien und 15 % rohe, fleischige Knochen in der Kühltruhe einlagert, kann bezüglich des Aufbaus der Ration quasi keine Fehler mehr machen, sondern muss nur noch die Zusätze richtig dosieren, regelmäßig Obst und Gemüse pürieren und die Komponenten über eine Woche angemessen verteilen.

Die BARF-Regeln sind nicht kompliziert, dennoch kann es vorkommen, dass bei der Rationsgestaltung Fehler gemacht werden, vor allem am Anfang. Neben der Vernachlässigung des Beutetierprinzips, also einem grundsätzlich falschen Aufbau der Ration durch zu hohe pflanzliche Anteile, zu großer Knochenmengen, dem Weglassen von Innereien oder notwendigen Zusätzen, wird häufig insgesamt zu energiearm gefüttert – es fehlt schlichtweg an Fett. Das ist insbesondere bei sehr agilen und sportlichen Hunden ein Problem. Die heute übliche, menschliche Abneigung gegen Lebensmittel mit hohem Fettgehalt wird auf das Tier übertragen. Das führt dazu, dass der Hund einerseits viel mehr (teures) Fleisch fressen muss, um sein Gewicht zu halten. Andererseits entstehen bei der Verdauung von zu energiearmen BARF-Rationen Eiweißabbauprodukte im Übermaß, die die Leber und die Nieren des Hundes auf Dauer schädigen können.

Ein häufiger Fehler ist auch der Verzicht oder der übermäßige Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln: Jodhaltige Algen oder Lebertran als Vitamin-D-Lieferant haben ihren berechtigten Platz im Futterplan – aber nur, wenn sie richtig dosiert sind.

Eine weitere Fehlerquelle ist auch die Verfütterung ungeeigneter Futtermittel wie etwa von rohem Schweinefleisch (das kann das für Hunde tödliche Aujezky-Virus enthalten), kehlkopfhaltigen Fleisch-Mixen (diese können Schilddrüsenerkrankungen begünstigen) oder giftigen Lebensmitteln (siehe Infobox). Umgeht man diese Fehler, steht einer gesunden, artgerechten Fütterung mit einem zufriedenen Besitzer und glücklichen Hund aber nichts mehr im Wege. Schauen Sie auf unsere Zusammenfassung der Sicherheitshinweise bei BARF, um Fehler zu vermeiden.

Infobox: Vorsicht für Hunde giftig!

Auberginen, Avocados, Eicheln, Gartenbohnen (roh), Gewürznelken, Holunderbeeren (roh), Hülsenfrüchte (roh), Kaffee, Kakao! / Schokolade!, Kartoffeln (roh), Macadamia Nüsse, Bittermandeln, Muskatnuss, Bambussprossen (unreif), Obstkerne, Paprika (grün und gelb), Quitten, Tomaten (unreif), Walnüsse (unreif), Weintrauben! / Rosinen!, Xylit (Süßstoff)! sowie Medikamente aus dem Humanbereich

Thema 1/7:

Was ist BARF?

Wie genau im Hinblick auf den BARF-Rechner BARF definiert ist, wissen Sie nun. Lernen Sie jetzt mehr über BARF.

Rohfutter BARF Prey

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