MIt dem BARF-Rechner Seealgen automatisch berechnen lassen!
Seealgen bei BARF
von Nadine Wolf
aktualisiert am 15.05.24
Bei der BARF-Ernährung wird die Jodversorgung durch eine spezielle Seealge namens Ascophyllum nodosum sichergestellt. Im kostenlosen BARF-Rechner wird die Menge nicht automatisch berechnet, jedoch ist diese Funktion in den Premium-Versionen verfügbar und kann auch deaktiviert werden.
Hunde benötigen Jod als essenziellen Nährstoff. Eine unzureichende Jodversorgung kann bei Hunden zum sogenannten All-Meat-Syndrom führen. Dabei sinkt der Schilddrüsenhormonspiegel und das Tier kann langfristig eine Schilddrüsenunterfunktion entwickeln. Leider zeigen sich die Folgen eines Jodmangels oft erst nach vielen Jahren, so dass Tierhalter den Mangel unter Umständen erst sehr spät bemerken. Obwohl das Tier scheinbar gesund ist, können Symptome des Jodmangels erst später auftreten, wenn es oft zu spät ist, um den Mangel auszugleichen. Das Tier muss dann tierärztlich behandelt werden.
Jodversorgung bei Wölfen
Wildlebende Caniden decken ihren Jodbedarf in freier Wildbahn ausschließlich über ihre Beutetiere, die fast vollständig gefressen werden. Dabei ist zu beachten, dass über 80 % des Jods in der Schilddrüse des Beutetieres gebunden ist, die von Wölfen, Kojoten oder Dingos mitgefressen wird und somit eine ausreichende Jodversorgung sicherstellt. Bei hausgemachten Rationen wird aus Sicherheitsgründen jedoch kein Schilddrüsengewebe gefüttert, da eine Überdosierung schwerwiegende gesundheitliche Probleme oder sogar den Tod des Hundes verursachen kann (Thyreotoxikose). Ein Rinderkehlkopf mit Schilddrüse ist viel zu viel für einen Hund auf einmal – diese Menge sollte auf mehrere Monate verteilt werden.
Ohne Seealgen entsteht ein Jodmangel
Hunde haben einen höheren Jodbedarf als Menschen, da sie einen sehr aktiven Schilddrüsenstoffwechsel haben und Jod nicht speichern können. Nach Angaben des National Research Council (NRC) beträgt der Jodbedarf eines 60 kg schweren Hundes 640 µg/Tag, während ein Mensch mit dem gleichen Gewicht nur 150 µg/Tag benötigt. Obwohl viele Lebensmittel Jod enthalten, reichen Fleisch, Innereien, Eier, Fisch und Salz allein nicht aus, um den Jodbedarf nach den NRC-Bedarfswerten zu decken. Eine ausreichende Jodversorgung kann nur durch die Fütterung geringer Mengen von Seealgen mit einem Jodgehalt von 0,05 % erreicht werden. Eine Übersicht zeigt den Bedarfswert für einen ausgewachsenen Hund mit einem Gewicht von 30 kg im Vergleich zur Jodversorgung verschiedener beispielhafter, hausgemachter Futterrationen (á 600 g). Die prozentuale Bedarfsdeckung ist in Klammern angegeben.
Jodbedarf lt. NRC, 30 kg Hund | BARF, ohne Zusätze | BARF mit 1 g Salz (jodiert) pro Tag | BARF mit 1 Fischtag pro Woche | BARF mit 0,6 g Seealge pro Tag |
380 µg | 25 µg (6 %) | 50 µg (13 %) | 40 µg (20 %) | 420 µg (112 %) |
Es fällt sofort auf, dass eine Bedarfsdeckung durch Salz oder Fisch nicht möglich ist. Würde man an Stelle von Muskelfleisch ausschließlich Fisch wie z. B. Hering füttern, läge man bei ca. 300 µg pro Tag, was vermutlich auch ausreichend wäre, da der wissenschaftliche Bedarfswert Sicherheitsaufschläge enthält. Dies wäre aber eine sehr einseitige Fütterung, die zu wenig Zink und Mangan liefert. Die Vitamin-D-Zufuhr würde zudem das sichere Maximum überschreiten. Außerdem sind Fische oft mit Schwermetallen belastet, daher sollte man nicht zu viel davon füttern. Aber im Grunde führt erst die Gabe von Seealgenmehl dazu, dass der Bedarf gut gedeckt ist.
Warum gelten die Bedarfswerte für Jod?
Viele der wissenschaftlichen Bedarfswerte sind auf gebarfte Tiere nicht ohne Anpassung anwendbar, auf Jod (und auch die meisten Vitamine) trifft dies jedoch nicht zu. Hier sollte der NRC-Bedarfswert berücksichtigt werden. Dies hat damit zu tun, dass die Jodaufnahme nicht so stark von der Art der Fütterung abhängt wie beispielsweise die Aufnahme von Calcium oder Zink. Jod wird in seiner Aufnahme durch Glucosinolate beeinträchtigt – das sind Stoffe, die z. B. in Kohl vorkommen und durch Erhitzen zerstört werden. Dadurch spielen sie für die Studien zur Ermittlung von Bedarfswerten keine große Rolle.
Vorsicht vor Überdosierung
Da Jod auch überdosiert werden kann, sollte auf keinen Fall zu viel Seealgenmehl gefüttert werden. Einem Chihuahua, Yorkshire Terrier oder anderen kleinen Hunderassen täglich ½ TL Seealgenmehl zu geben, würde zu einer gefährlichen Überdosierung führen. So keinen Tieren verabreicht man nicht einmal eine Messerspitze von der Seealge, sondern noch weniger.
Seealgenmenge genau berechnen
Die Jodgehalte von Seealgen schwanken sehr stark (zwischen 0,01 und 0,1 % in der Trockensubstanz), so dass keine allgemeingültige Dosierung für Seealgenmehl angegeben werden kann. Die Menge muss individuell anhand des auf der Verpackung angegebenen Jodgehalts berechnet werden. Eine zu hohe oder zu niedrige Dosierung von Seealgen ist zu vermeiden, da beides gesundheitsschädlich sein kann. Deshalb ist es wichtig, den Jodgehalt beim Lieferanten zu erfragen. Der BARF-Rechner berechnet dann mit diesem Wert genau, wie viel Seealgen gefüttert werden müssen.Wenn man das komplette Beutetier füttert, braucht man kein Seealgenmehl zu geben.Das Jod im Beutetier wird in der Schilddrüse gebunden. Wird das ganze Beutetier gefüttert, wird auch genügend Jod zugeführt.
Unterschiedliche Seealgenmengen
Für die in BARF verwendeten Zusätze gibt es verschiedene Varianten der Dosierungsangabe. Häufig finden sich auf den Packungen der Hersteller Angaben, die vom gewichtsbezogenen Bedarfswert abgeleitet sind. Der Jodbedarf steht jedoch in direktem Zusammenhang mit der Stoffwechselaktivität, Muskelaktivität bzw. dem Energieumsatz. Gewichtsbezogene Angaben berücksichtigen dies nicht, obwohl Tiere mit erhöhter Aktivität bzw. Stoffwechselaktivität mehr Futter benötigen und damit von allen Nährstoffen mehr aufnehmen. Eine im Vergleich dazu geringere Aufnahme bestimmter Nährstoffe, wie z. B. Jod oder Vitamin E, ist nicht nachvollziehbar und wird auch in Fertigfuttermitteln nicht berücksichtigt.
Für Junghunde stellt das NRC leider überhaupt keine Bedarfswerte zur Verfügung. Die Werte des NRC gelten nämlich nur für Welpen (bis zur 16. Lebenswoche). Eine Orientierung am Endgewicht ist ebenfalls nicht möglich, da dieses einerseits oft unbekannt ist und andererseits in dieser Lebensphase zu niedrige Dosierungen ergibt. Auch die Bedarfswerte für trächtige bzw. säugende Hündinnen sind auf die Hauptsäugphase ausgerichtet und gelten nicht für die gesamte Trächtigkeit.
Um dieses praktische Problem zu lösen, beziehen sich die Dosierungsangaben im BARF-Rechner auf die Futtermenge und nicht auf das Körpergewicht. Grundlage sind die an die Futtermenge gekoppelten Bedarfswerte des NRC. Viele Seealgenrechner verwenden dagegen den gewichtsbezogenen Bedarfswert zur Ermittlung des Jodbedarfs, da dieser einfacher zu berechnen ist. Gibt man in unseren BARF-Rechner die „normalen“ Futtermengen ein, also z.B. 2 % Futter für einen 30 kg schweren Hund, sind die Ergebnisse identisch. Nur bei höheren Futtermengen (weil die Tiere einen aktiveren Stoffwechsel haben oder mehr Muskelarbeit leisten) ist das Ergebnis im BARF-Rechner höher, was aber auch notwendig ist, da der Jodbedarf dann entsprechend höher ist.
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Quellenangaben
- NRC (2006): Nutrient Requirements of Dogs and Cats