Getreide und Pseudogetreide bei BARF

Im BARF-Rechner kann auch eine Futtervariante mit Getreide berechnet werden. In den Premium-Versionen werden dabei notwendige Anpassungen am Futterplan automatisch berücksichtigt.

Getreide, Pseudogetreide oder Kartoffeln dienen in erster Linie als Kohlenhydrat- und damit Energielieferant und kommen in dieser Form in der natürlichen Nahrung eines Raubtieres nicht vor. BARF enthält daher in der Regel kein Getreide, bei Franken Prey nie. Hunde wie auch Wölfe haben keinen Bedarf an Kohlenhydraten, sind aber in der Regel in der Lage, Kohlenhydrate zu verwerten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Großteil der Ration aus diesen Futtermitteln bestehen sollte, da sie auch Nachteile mit sich bringen (z.B. Zahnstein, erhöhtes Risiko für Magendrehung siehe unten) und zudem von manchen Hunden nicht oder nur in begrenzten Mengen vertragen werden. Manche Hunde haben weniger Probleme mit glutenfreiem Getreide als mit glutenhaltigem Getreide. Manchmal muss Gluten unbedingt vermieden werden. Zum Beispiel bei der glutensensitiven Enteropathie des Irish Setters. Dabei handelt es sich um eine immunvermittelte Unverträglichkeit gegenüber dem in Weizen, Gerste, Roggen und Hafer enthaltenen Klebereiweiß Gluten, die der Zöliakie des Menschen ähnelt.

Viele Rohfütterer neigen dazu, Getreide komplett abzulehnen. Für Katzen ist dies auch richtig, da sie anatomisch nicht dafür geschaffen sind, Kohlenhydrate effizient zu verdauen. Bei Hunden ist die Situation etwas anders. Solange ein Hund diese Futtermittel verträgt, können sie in kleinen Mengen eingesetzt werden. Manche Hunde mögen Getreide sehr gerne und gerade für Hunde, die ständig Hunger haben oder ständig untergewichtig sind und nicht zunehmen, kann Getreide eine gute Ergänzung sein.

Getreide muss immer gekocht oder aufgeschlossen (z.B. in Form von Flocken) verfüttert werden, da es sonst vom Hund nicht verwertet werden kann. Der Anteil von gekochtem Getreide an der Gesamtration sollte 10-15% nicht überschreiten. Die in den BARF-Plänen angegebenen Getreidemengen beziehen sich daher immer auf bereits gekochtes Getreide.

Getreidekörner, -flocken und -mehle liefern neben Energie in Form von Kohlenhydraten und etwas Eiweiß eine Reihe von Mineralstoffen und Vitaminen, enthalten aber auch Substanzen, sogenannte diätetische Antagonisten (z.B. Phytate), die die Bioverfügbarkeit bestimmter Nährstoffe stark beeinflussen können. So hemmen diese antinutritiven Substanzen die Aufnahme von Calcium, Magnesium, Eisen, Mangan und Zink, so dass die teilweise hohen Gehalte an diesen Nährstoffen in Getreide dem Organismus letztlich nicht zur Verfügung stehen. Dies gilt auch für Pseudogetreide. Achtung, durch die Verfütterung von Getreide erhöht sich also der RFK-Anteil in der Ration!

Häufige Fragen

Beispiele für Getreide:

Hafer, Hirse (glutenfrei), Roggen, Dinkel, Reis (glutenfrei), Gerste

Beispiele für Pseudo-Getreide (glutenfrei):

Amaranth, Quinoa, Buchweizen

Die Anreicherung der Ration mit Getreide, Pseudogetreide oder Kartoffeln hat den Vorteil, dass der Napf voller erscheint. Die in diesen Komponenten enthaltenen Kohlenhydrate liefern wesentlich weniger Energie als Fett: 50 g Fett in einer Ration können aus Sicht der Energieversorgung durch 650 g gekochte Kartoffeln oder 400 g gekochten Reis ersetzt werden. Bei manchen Hunden führt dies zu einer besseren Sättigung, vor allem aber sieht der Napf für den Besitzer voller aus. Große Portionen haben jedoch auch Nachteile, weshalb die Menge in der Regel begrenzt wird.

Kohlenhydrate sind auch dann sinnvoll, wenn das Tier krankheitsbedingt Fett und/oder Eiweiß nur sehr eingeschränkt verstoffwechseln kann (z.B. bei Lebershunt). Da es in solchen Fällen keine Alternative gibt, werden die Nachteile höherer Kohlenhydratmengen in der Ration in Kauf genommen.

Es gibt einige Punkte, die gegen einen hohen Kohlenhydratanteil in der Hundenahrung sprechen, wie z. B. dass Kohlenhydratlieferanten

  • nährstoffarm sind und durch starken Einsatz nährstoffreiche Futterkomponenten (z. B. Innereien) aus der Ration verdrängen, sodass Nährstoffmängel entstehen können,
  • die Entwicklung von Zahnsteinbegünstigen,
  • die Gefahr für Magendrehungenerhöhen,
  • die schwer verdauliche Kohlenhydrate liefern (z. B. erkaltete Kartoffelstärke, Maniok-Stärke, Stärke aus Bananen), die Eiweißverdauung teilweise vom Dünndarm in den Dickdarm verschieben, was zur erhöhten Ausschüttung von zelltoxischem Ammoniak führt,
  • den Rohfasergehalt der Ration erhöhten, sodass die Verdaulichkeit des Futters insgesamt sinkt,
  • von Welpen bis zu einem Alter von 4 Monaten aufgrund fehlender Enzymausstattung in der Bauchspeicheldrüse nicht gut verwertet werden können,
  • von vielen Hunden aufgrund allergischer Reaktionen nicht vertragen werden,
  • das Wachstum vorhandener Tumore stimulieren, weil die daraus gewonnene Glukose im Gegensatz zu Fetten von Krebszellen als primäre Energiequelle genutzt wird.

Speziell auf Getreide / Pseudogetreide trifft außerdem zu, dass darin enthaltene antinutritive Stoffe wie

  • Phytat den Bedarf an Nährstoffen wie z. B. Calcium, Eisen, Magnesium, Zink etc. durch die reduzierte Bioverfügbarkeit erheblich steigern,
  • Alpha-Amylase-Hemmer und Protease-Hemmer schädliche Zellveränderungen in der Bauchspeicheldrüse hervorrufen, die zur Entstehung von Krebs führen können,
  • Lektine eine Bauchspeicheldrüsenvergrößerung sowie Veränderung der Dünndarmzellen hervorrufen können.

Während bei den drei letztgenannten Stoffen relativ hohe Aufnahmemengen erforderlich sind, um negative Effekte hervorzurufen, ist Phytat auch in geringeren Mengen praxisrelevant, sodass Tiere, die viel Getreide fressen, einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, der dann mit den nährstoffarmen, kohlenhydratreichen Rationen nicht gedeckt werden kann. Wie man sieht, ist nicht nur Getreide problematisch, wenn es um die Nachteile solcher Futtermittel geht, sondern auch andere Stärkelieferanten.

Erwachsene Hunde sind zwar im Stande, Kohlenhydrate sogar in recht großen Mengen zu verstoffwechseln, dies trifft jedoch nicht auf Welpen zu. Diese Fähigkeit entwickeln Hunde erst im Alter von 3–4 Monaten. Vorher produzieren sie nicht genügend Amylase. Dabei handelt es sich um ein Enzym, welches in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Es dient der Kohlenhydratverdauung. Weil Welpen nicht so viel Amylase produzieren können wie erwachsene Tiere, ist es nicht sinnvoll, ihnen einen hohen Kohlenhydratanteil zu füttern. Aus diesem Grund enthalten Futterpläne für Welpen immer nur sehr geringe Mengen an Getreide. Das wird auch in unserem BARF-Rechner für Welpen berücksichtigt.

Thema 7/7:

Getreide bei BARF

Nun wissen Sie, worauf Sie im BARF-Rechner achten müssen, wenn Getreide in den Futterplan integriert wird.

Lernen Sie jetzt mehr über die Hauptkomponenten oder Zusätze bei BARF.

Getreide BARF Rechner

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