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Rohe, fleischige Knochen bei BARF
Nun wissen Sie, worauf BARF-Rechner bei den rohen, fleischigen Knochen (RFK) zu achten ist. Lernen Sie jetzt mehr über die Hauptkomponenten bei BARF.
Rohe Knochen sind ein wichtiger Bestandteil jeder Rohfütterung (BARF/Prey Model), da sie wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente liefern. Unsere BARF-Rechner beziehen Knochen standardmäßig in den Futterplan mit ein. Die Rechner können auch berechnen, wie Knochen ersetzt werden können. In den Premium-Versionen geschieht dies vollautomatisch. Dort wird die Berechnung einer alternativen Calciumsupplementierung ermittelt und der Plan entsprechend angepasst.
Warum sind Knochen so wichtig? In der Natur gehören sie zur natürlichen Nahrung jedes Beutefressers: Jeder Fuchs frisst die Knochen seiner Beute, ebenso jeder Wolf und jede Katze, die eine Maus erbeutet. Daher kann und sollte ein gesunder Hund, der an Rohfütterung gewöhnt ist, sie (in rohem Zustand) in angemessenen Mengen fressen. Außerdem dienen Knochen nachweislich auf natürliche Weise der Zahnreinigung. Einer Studie aus dem Jahr 2016 zufolge kann die Knochenfütterung Zahnstein um bis zu 87.8% reduzieren. In hausgemachten Rationen werden Knochen als so genannte RFK – rohe, fleischige Knochen – bezeichnet und gehören zur Grundausstattung jeder Rohfütterung.
Im BARF-Rechner sind standardmäßig 15 % RFK bezogen auf den tierischen Anteil eingestellt. Dieser Anteil kann individuell verändert werden, aber die 15 % in der Standardeinstellung haben einen Grund. Da wir die natürliche Ernährung wildlebender Kaniden nachahmen wollen, orientiert sich der Knochenanteil an der Struktur eines typischen Beutetieres. So besteht z.B. ein Kaninchen zu 7 % aus nacktem Knochen. Bei Mäusen liegt der Knochenanteil beispielsweise bei 4–5 %, bei Ziegen und Schafen bei ca. 8 % und bei Rindern bei ca. 10 %. Je größer das Beutetier, desto höher der Knochenanteil. Aber kein Tier auf der Erde hat einen Knochenanteil von 50% oder mehr – nicht einmal der Knochenfisch 🙂 Das Futter kann also nicht aus großen Mengen Knochen bestehen.
Achtung, zur Zusammensetzung von Beutetieren findet man häufig viel höhere Zahlen. Die beziehen sich aber meist nicht auf das Lebendgewicht, sondern auf das Schlachtgewicht (also ohne Kopf, Füße und ausgeblutet). Dadurch wirkt der Knochenanteil höher. Man muss aber den Knochenanteil in Bezug auf das Lebendgewicht betrachten, denn wir betrachten ja ganze Beutetiere.
Kleinere Beutetiere werden vollständig gefressen, bei größeren sind nicht alle Knochen essbar. Sie sind zum Teil selbst für Wölfe zu hart – Kopf, Oberschenkel oder Becken eines Büffels oder Elchs werden nicht gefressen. Nimmt man an, dass die Nahrung zum Teil aus kleinen Beutetieren wie Kaninchen mit 7 % Knochenanteil und auch aus großen Tieren wie Büffeln mit 10 % Knochenanteil besteht, von denen aber nicht alles gefressen wird, so ergibt sich ein durchschnittlicher Anteil von 7–8 % blanker Knochen. Dies entspricht 15 % RFK, da die Hälfte davon aus Knochen und die andere Hälfte aus Fleisch besteht. Aus dieser Überlegung ergibt sich der RFK-Anteil von 15 % bezogen auf den tierischen Anteil der Nahrung. Bezogen auf die Gesamtration entspricht dies 12 %. Dies entspricht in etwa der Menge, die sich auch im Franken Prey Model (PMR) mit 10 % findet.
Um Abwechslung zu bieten, sollten verschiedene essbare Knochen verwendet werden. Man unterscheidet zwischen weichen und eher harten RFK. Je härter die Knochen sind, desto höher ist der Mineralstoffgehalt. Aber nicht jeder Hund kann jede Knochenart fressen. Manche Hunde vertragen harte Knochen überhaupt nicht, sondern nur weiche.
Beispiele für eher weiche RFK sind:Hühnerrücken bzw. -karkassen, -hälse, -flügel, -füße, -schenkel bzw. Hälse, Köpfe und Karkassen von Ente, Gans, Pute oder Kaninchen.
Beispiele für eher harte RFK sind:Lammrippen, Lammbrustbein, Lammhalsknochen, Ziegenknochen, Pferdenackenknochen, Pferdebrustbein, Rinderbrustbein, Kalbsrippen, Kalbsbrustbein, Wildrippen, Rinderknochen und Rehhälse.
Die Menge der Knochen, die bei vom BARF-Rechner standardmäßig kalkuliert werden, hängt davon ab, welche Art von Knochen man einsetzt und wie die Ration ansonsten aufgebaut ist. Die Premium-Varianten berücksichtigen verschiedene Optionen. Die oben genannten 15 % RFK beziehen sich auf gemischte Knochen, also zur Hälfte harte und weiche Knochen. Füttert man nur weiche Knochen, so erhöht sich der Anteil auf 20 %, denn diese Knochen liefern viel weniger Mineralstoffe. Sobald man in die Ration Getreide integriert, steigt der Anteil auch bei gemischten Knochen um weitere 5 %-Punkte an, denn die Bioverfügbarkeit der Mineralstoffe in den Knochen wird durch das Getreide bzw. dessen Gehalt an Phytat eingeschränkt.
Zunächst einmal führt ein zu hoher Knochenanteil in der Ration häufig zu Knochenkot bis hin zur Verstopfung, was für das Tier sehr unangenehm ist. Zum anderen führt ein zu hoher Knochenanteil zu einer Verschiebung des Nährstoffgleichgewichts. Diese stehen in Wechselwirkung zueinander und beeinflussen sich gegenseitig. Eine Überversorgung mit einem Nährstoff, wie z.B. Calcium, kann die Aufnahme anderer Nährstoffe behindern, bis es zu einem so genannten sekundären Nährstoffmangel kommt. Letztendlich führt ein zu hoher Knochenanteil zu einem Nährstoffmangel des Tieres, selbst wenn eine ausreichende Versorgung mit diesem Nährstoff gegeben ist. So kann ein sekundärer Mangel an Magnesium, Eisen, Kupfer, Jod, Zink und Mangan durch einen zu hohen Knochenanteil im Futter entstehen.
Ein zu hoher Anteil an Calcium in der Nahrung erhöht außerdem das Risiko einer Magendrehung und gesundheitliche Probleme wie Nierenerkrankungen, Skelettfehlentwicklungen bei Welpen, Schilddrüsenunterfunktion können provoziert werden.
Manche Hunde vertragen keine Knochen oder dürfen sie aus gesundheitlichen Gründen nicht fressen, z. B. bei einer Niereninsuffizienz. Natürlich kann man einen Hund auch ohne Knochenfütterung gesund ernähren, allerdings muss man die Mineralstoffe und Spurenelemente ersetzen, die sonst von den Knochen geliefert würden. Oftmals wird empfohlen, Knochen einfach durch Eierschalen oder andere Calciumprodukte zu ersetzen. Allerdings enthalten diese meist nur Calcium und all die anderen Nährstoffe, die Knochen so wichtig sind, fehlen. Dies ist ein Umstand, der allzu gern ignoriert wird. Die folgende Übersicht zeigt die größten Unterschiede:
NÄHRSTOFFE | 100 G KNOCHEN | 100 G EIERSCHALE | 100 G CALCIUMCITRAT | 100 G ALGENKALK |
Ca in mg | 13.800 | 37.000 | 21.000 | 35.150 |
P in mg | 6.200 | 150 | 0 | 31 |
Na in mg | 360 | 150 | 0 | 415 |
Mg in mg | 210 | 370 | 0 | 2580 |
K in mg | 140 | 72 | 0 | 517,6 |
Zn in mg | 0,7 | 12 | 0 | 1,58 |
Fe in mg | 10 | 16 | 0 | 91,5 |
Cu in mg | 0,7 | 0,4 | 0 | 0,5 |
Mn in mg | 7,5 | 0,6 | 0 | 5,75 |
Lässt man die Knochen einfach weg, fehlt es dem Hund letztendlich an Calcium, Phosphat, Magnesium, Kalium und Zink. In diesem Fall nützt es auch nichts, nur mit Eierschalenpulver oder Algenkalk zu substituieren, denn diese Supplemente liefern nicht annähernd so viele Nährstoffe wie die Knochen selbst, vom Calcium ganz zu schweigen. Alle diese Nährstoffe sind aber für einen gesunden Hund sehr wichtig. Ja, auch der hohe Phosphorgehalt in den Knochen ist notwendig, da es sonst zu einem Phosphatmangel kommen kann. Es gibt keinen Grund, warum ein gesunder Hund weniger Phosphor bekommen sollte, als in der natürlichen Nahrung enthalten ist. Dies würde nur bei einer Niereninsuffizienz absichtlich herbeigeführt. Für gesunde Tiere ist ein Phosphatmangel schädlich!
Wer sich vor der Knochenfütterung fürchtet und sie deswegen nicht einsetzen möchte, kann zunächst versuchen, gewolfte Knochen einzusetzen. Daran kann sich der Hund nicht verletzen. Müssen Knochen aber tatsächlich ersetzt werden, ist die einzige echte Alternative in „Pulverform“ das Knochenmehl. Was naheliegend ist, weil es aus reinen Knochen hergestellt wird und daher alle Nährstoffe enthält, die in Knochen natürlicherweise vorkommen. Es wird meist aus Schweine- und Rinderknochen hergestellt, es gibt allerdings für Allergiker auch Pferdeknochenmehl oder Lammknochenmehl. Idealerweise setzt man ein Knochenmehl ein, das für den Humanbereich zugelassen ist – dann ist das Knochenmehl auch „sauber“ und enthält keine schädlichen Zusatzstoffe.Leider kann man sich hinsichtlich der Dosierung von Knochenmehl nicht immer auf das Verlassen, was die Anbieter auf die Packung schreiben. Die angegebenen Mengen berücksichtigen in der Regel nicht, ob der Hund noch im Wachstum ist, wie viel Futter er frisst und auch nicht, dass roh gefütterte Hunde niedrigere Calciumbedarfswerte haben als ein Hund, der Trockenfutter bekommt. Wie hoch man das Knochenmehl dosiert, muss also ausgerechnet werden. Unser kostenloser BARF-Rechner macht hier einen Vorschlag für ein Knochenmehl mit 25 % Calciumgehalt. Die Premium-Varianten übernehmen diese Berechnung für jeden beliebigen Calciumgehalt..
Calcium kommt in verschiedenen Verbindungen vor. Die Calciumverbindung, die hauptsächlich in den Knochen vorkommt, ist Hydroxylapatit. Diese Verbindung ist besonders gut bioverfügbar. Einige Calciumprodukte wie Eierschalen oder Algenkalk/Muschelkalk liefern hauptsächlich Calciumcarbonat. Dessen Verwendung ist jedoch problematisch: Trifft Calciumcarbonat auf die im Magensaft des Hundes enthaltene Salzsäure, entsteht Calciumchlorid und Kohlensäure. Letztere wird aus dem Magen ausgetrieben und fällt damit als säurebildender Faktor aus. Die eigentlich starke Magensäure wird dadurch weniger wirksam. Calciumcarbonat puffert also die Magensäure und kann auch Fettstühle verursachen. Außerdem reißt die aufsteigende Kohlensäure winzige Tröpfchen Magensaft mit (ähnlich wie Sprudelwasser im Glas) und reizt die Speiseröhre. Die Folge ist Sodbrennen. Viele Hunde leiden bereits an einem Mangel an Magensäure und damit an Sodbrennen. Wenn ein Hund keine Knochen verträgt, ist es besser, Calciumcitrat statt Calciumcarbonat zu verwenden. Calciumcarbonat wird bei Hunden mit Niereninsuffizienz als Phosphatbinder eingesetzt, weshalb es auch im BARF-Rechner enthalten ist. Bei gesunden Tieren möchte man die vielen Nachteile nicht in Kauf nehmen.
Manchmal wird auch Knorpel als Calciumlieferant empfohlen. Knorpel weist aber leider nur einen Calciumgehalt von ca. 40 mg pro 100 g auf – also sogar weniger als in Milchprodukten oder Pansen. Im Gegensatz dazu liefern die bei der Rohfütterung (BARF/Prey Model) üblicherweise eingesetzten RFK um die 2.000 mg pro 100 g. Um es zu verdeutlichen: Ein 30 kg Hund müsste 4 kg (!) Knorpel am Tag fressen, um seinen Bedarf an Calcium zu decken, aber nur 80 g ganz normale RFK, um das gleiche Ergebnis zu erreichen. Es ist also naheliegend, dass eine ausreichende Calciumversorgung mit Knorpel nicht erreichbar ist.
Achtung, manche Knorpel können auch gesundheitsschädlich sein! Man erhält zum Beispiel Kehlköpfe von Rindern im Handel. Am Kehlkopf von Säugetieren befindet sich die Schilddrüse. Die darin enthaltenen Hormone (z. B. Thyroxin) können den Hormonhaushalt des Hundes beeinflussen und bei einer zu hohen Menge erhöhte Schilddrüsenwerte im Blut oder sogar eine Schilddrüsenüberfunktion (Thyreotoxicosis factitia) provozieren. Kehlkopf sollte daher nur in sehr geringen Mengen gefüttert werden. Eben in den Mengen, in denen er im Beutetier vorkommt. Um es zu verdeutlichen: Ein 30-kg-Hund bräuchte ungefähr drei Jahre, um ein komplettes Rind (inklusive des einen Kehlkopfes) zu fressen. In diesem Zusammenhang sollte auch darauf geachtet werden, keine Fleisch-Mixe zu kaufen, die möglicherweise Schilddrüsengewebe enthalten.
Im Gegensatz zu Knorpel eigenen sich gewolfte Knochen sehr gut, um die Nährstoffversorgung zu decken. Man kann ganz einfach die im Futterplan angegebene Menge an RFK durch gewolfte Hühnerhälse, Putenhälse, Lammknochen etc. ersetzen. Gewolfte Knochen sind ungefährlich und der Besitzer kann sie reinen Gewissens füttern, ohne Angst haben zu müssen. Sie bilden auch eine Alternative für Hunde, die nicht mehr so gut kauen können, z. B. weil sie keine Zähne haben. Außerdem sind es passende Knochen für Anfänger.
Bei einer normalen BARF-Ration inklusive RFK oder stattdessen mit einem Knochenmehl kann von einem Ca:P-Verhältnis von etwa 1,2:1 ausgegangen werden. Verwendet man ausschließlich weiche RFK in der Ration, so verändert sich das Verhältnis auf 1:1. Auch wenn man den Pansen durch Muskelfleisch ersetzt, verschiebt sich das Calcium:Phosphor-Verhältnis im Rechner zu zuungunsten des Calciums.
Lange galt die Annahme, dass das Ca:P-Verhältnis insbesondere für die Calciumaufnahme relevant sei. Man ging davon aus, dass ein Phosphatüberschuss in einem Calciummangel resultiert. Dies wurde inzwischen widerlegt. Das NRC führt dazu im Hinblick auf Hunde aus:
„Das ernährungsbedingte Ca:P-Verhältnis ist ein weiterer Faktor, der die Aufnahme von Ca beeinflussen kann. Angesichts vernünftiger Konzentrationen beider Mineralstoffe in der Nahrung deuten neuere Studien jedoch darauf hin, dass dies keinen signifikanten Einfluss auf die Ca-Aufnahme hat.“
Das Verhältnis ist für die Calciumaufnahme nicht entscheidend, spielt aber für die Phosphataufnahme eine große Rolle. Es ist bekannt, dass die Bioverfügbarkeit von Phosphat bei einem Verhältnis von 1:1 noch 70 % beträgt, während sie bei einem Verhältnis von 2:1 auf 30 % sinkt, was vor allem dann von praktischer Bedeutung ist, wenn beim Hund anstelle von Knochen reine Calciumquellen verwendet werden.
Nun wissen Sie, worauf BARF-Rechner bei den rohen, fleischigen Knochen (RFK) zu achten ist. Lernen Sie jetzt mehr über die Hauptkomponenten bei BARF.