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Mythos: Mehr Calcium füttern bei Durchtrittigkeit im Wachstum

Im Wachstum kommt es, vor allem bei größeren Rassen, zwischenzeitlich vor, dass die Vorderpfoten „ausdrehen“. Man nennt dies auch Durchtrittigkeit. Dabei scheinen die Vordergliedmaßen im Bereich des Vorderfußwurzelgelenks nach außen abdriften – vor allem unter Belastung. Schmerzen zeigt das Tier in dem Fall nicht und wenn die Gliedmaßen sich in Ruhestellung befinden, das Tier also z. B. liegt, wirken die Beine gerade.Welpe-ausgedrehte-Pfoten_barf

Mehr Calcium hilft nicht

Leider wird in solchen Fällen regelmäßig empfohlen, das Ca:P-Verhältnis zu erhöhen oder allgemein mehr Calcium zuzuführen. Meist wird das mit Erfahrungsberichten unterlegt: „Als mein Welpe das hatte, habe ich Eierschale hinzugefügt und dann ging das weg.“ – eine solche Aussage ist kein Beleg dafür, dass die Pfoten wegen des zusätzlichen Calciums wieder gerade wurden. Es gibt zahlreiche anekdotische Erfahrungsberichte, in denen genau der umgekehrte Fall eintrat. Welpen mit ausgedrehten Vorderpfoten wurden von Trockenfutter mit sehr viel Calcium und einem Ca:P-Verhältnis von 1,2:1 und auf eine BARF-Ration mit weniger Calcium und einem Ca:P-Verhältnis von 1:1 umgestellt und auch in den Fällen wurden die Beine im Laufe des Wachstums wieder gerade.

Vermutlich hat dieses Phänomen nichts mit dem Ca:P-Verhältnis zu tun, sondern verwächst sich von allein. Anders ließe sich nicht erklären, warum auch Hunde, die im gesamten ersten Lebensjahr das gleiche Trockenfutter bekommen, zwischenzeitlich ausgedrehte Vorderläufe haben können, die dann wieder gerade werden – auch ohne Anpassung der Calciumzufuhr und ohne Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin oder Glucosamin. Auch im Falle ausgedrehter Vorderpfoten ist es daher sinnvoll, sich an das BARF-Konzept zu halten und die Mengen an Calcium, Phosphor und auch Vitamin D zuzuführen, die in einem Beutetier vorkommen. Der BARF-Rechner für Welpen ermittelt die angemessene Menge an Knochen oder falls keine Knochen gefüttert werden sollen, an Knochenmehl.

Die bereits erwähnte Praktik, im Falle einer Durchtrittigkeit zusätzlich zur normalen Versorgung, weiteres Calcium zuzuführen, kann für das Tier nachteilig sein. Denn überhöhte Calciumgaben führen im Wachstum zu Skelettfehlentwicklungen.

Wann ist Durchtrittigkeit problematisch?

Nicht immer sind Deformationen der Gliedmaßen eine vorübergehende und unproblematische Erscheinung. Auch Erkrankungen wie Rachitis (ausgelöst durch einen Vitamin-D-Mangel) oder das s. g. Short Ulna Syndrome können sich derartig äußern. Bei letzterem schließen sich eine der beiden Wachstumsfugen der Elle (Ulna) vorzeitig. Dadurch kommt das Wachstum der Elle zum Stillstand, während die Speiche weiter wächst. Dies führt zu einer Deformation der Gliedmaßen, da die Speiche weiterhin mit normaler Geschwindigkeit wächst und schließlich gekrümmt und gedreht wird.

Der Längenunterschied zwischen Speiche und Elle führt zu einer Inkongruenz der Gelenke (die Gelenkflächen passen nicht mehr aufeinander) und in der Folge zu Gelenkinstabilität, Schmerzen und Arthrose.Der vorzeitige Verschluss der Wachstumsfuge ist in der Regel auf ein Trauma oder eine stumpfe Gewalteinwirkung zurückzuführen. Bei große Rassen kann der Zustand auch durch einen gestörten Knorpelstoffwechsel hervorgerufen werden. Darüber hinaus wird vermutet, dass eine Überversorgung (zu viel Calcium, Energie oder ein übergewichtiger Welpe) bei der Entstehung dieser Krankheit eine Rolle spielt, insbesondere bei Rassen, die genetisch prädisponiert sind, z. B. Irische Wolfshunde, Deutsche Doggen und Bassetts.

Sollte der Welpe sich verletzt haben und im Anschluss zeigt sich eine Durchtrittigkeit, so muss ein Tierarzt konsultiert werden. Denn es müsste ggf. operativ eingegriffen werden. Dies gilt natürlich auch für den Fall einer etwaigen Lahmheit oder anderen Hinweisen auf Schmerzen (z. B. starkes Belecken betroffener Gelenke). Auch wenn die Deformation ohne Belastung zu erkennen ist, ist der Gang zum Spezialisten zu empfehlen.

Tipps für Welpen

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